SO SCHLIESST DU DEIN MIKROFON AN EINEN COMPUTER AN

Tipps für Einsteiger (1)

Header picture Computer Connect

SO SCHLIESST DU DEIN MIKROFON AN EINEN COMPUTER AN

Als Homestudio-Einsteiger stellt man sich unwillkürlich die Frage: Wie schließe ich mein Mikrofon an den Mac oder Windows-PC an? Alles was du wissen musst, findest du hier!

HILFE, VERSCHIEDENE ANSCHLÜSSE!

Wie dir vermutlich schon aufgefallen ist, kommen Mikrofone mit einem dreipoligen Ausgang, der nichts mit den Steckern gemein hat, die man üblicherweise für Computerperipherie verwendet. Die gute Nachricht ist, dass es Mikrofon-zu-USB-Adapter gibt. Die schlechte Nachricht ist, dass diese nicht das volle Potenzial deines Mikrofons ausschöpfen (siehe Kasten „USB-Mikrofone und USB-Adapter“).

Mikrofontechnik ist viel älter als die heutige Computertechnik. Mikrofone produzieren analoge Ausgangssignale, noch dazu meist mit nur sehr geringem Pegel. Dazu kommt, dass Kondensatormikrofone, die allgemein für Studioaufnahmen bevorzugt werden, Strom benötigen, um überhaupt zu funktionieren.

Wir benötigen also:

1. eine Spannungsversorgung für das Mikrofon,

2. einen Vorverstärker, um das Signal auf einen höheren Pegel anzuheben,

3. einen Analog-Digital-Wandler, um das analoge Mikrofonsignal in Bits und Bytes umzuwandeln,

4. eine digitale Schnittstelle, wie beispielsweise USB, FireWire oder Thunderbolt, um diese Bits und Bytes an den Computer zu übermitteln.

DU BRAUCHST EIN AUDIOINTERFACE!

Glücklicherweise gibt es Geräte, die all diese Funktionen (und noch mehr) bieten. Diese Gerätekategorie nennt man Audiointerface. Audiointerfaces werden von vielen Herstellern in verschiedenen Größen, Ausstattungsstufen und Preisklassen angeboten. Allerdings findet man sie nur selten im Computerfachhandel. Der richtige Ansprechpartner ist der Musikalienhandel vor Ort oder online.

Die billigsten Modelle sollte man meiden; brauchbare Geräte findet man ab etwa 200 Euro. Empfehlenswerte Audiointerfaces mit sauberem Klang und wertiger Verarbeitung erhält man ab etwa 400-500 Euro.

 

Als Minimalausstattung sollte ein Audiointerface die folgenden Features bieten:

  1. Mindestens einen XLR-Mikrofoneingang; für Stereoaufnahmen benötigt man logischerweise zwei.

  2. Phantomspeisung (oft „P48“ oder „48V“ beschriftet). Mittels Phantomspeisung werden Kondensatormikrofone über den Mikrofoneingang mit ihrer Betriebsspannung versorgt (der Standard ist 48 Volt). Das Geniale an dieser Lösung (eine Neumann-Erfindung) ist, dass keine speziellen Kabel benötigt werden, sondern ganz normale 3-adrige Mikrofonkabel. Dynamische Mikrofone, die keine Betriebsspannung benötigen, werden von der eingeschalteten Phantomspeisung nicht beeinträchtigt.

  3. Weitere Eingänge für Line-Signale und Instrumente. Natürlich werden diese für Mikrofonaufnahmen nicht zwingend benötigt. Trotzdem sollte man auf diese Anschlüsse nicht verzichten, denn sie sind in der Recording-Praxis sehr hilfreich. Line-Eingänge benötigt man für Synthesizer, Drum Machines und anderes Equipment mit höherem Ausgangspegel. Instrumenteneingänge (oft „Guitar“ oder „Hi-Z“ beschriftet) verwendet man für E-Gitarren und E-Bässe, um das „nackte“ Signal aufzunehmen (das etwas steril klingt), um es etwa mittels Amp Modeling Software zu bearbeiten.

  4. Ein oder zwei Kopfhörerausgänge. Wenn man Overdubs aufnimmt, d.h. weitere Instrumente oder Gesang zu bereits aufgenommenen Spuren hinzufügt, muss man mit Kopfhörer arbeiten und die Lautsprecher stumm schalten, um Übersprechen zu vermeiden.

  5. Monitor Outputs für Lautsprecher und ein Volume-Regler auf der Gerätefront. Monitorboxen (auch günstige fürs Homestudio) sind aktive Lautsprecherboxen, d.h. man benötigt keine externe Endstufe, sondern die Endstufen sind bereits in die Lautsprecherbox eingebaut. In der Regel kommen solche Aktivboxen aber ohne Lautstärkeregler. Die Abhörlautstärke muss vor der Box geregelt werden. Am einfachsten (und günstigsten) geschieht dies am Audiointerface mit einem Knopf, der den Ausgangspegel regelt. Hat das Audiointerface keinen solchen Volume-Regler, wird ein externer Monitorcontroller erforderlich – der natürlich wieder Geld kostet. Also beim Kauf eines Audiointerface gleich darauf achten, dass es einen Lautstärkeregler besitzt.

  6. Eine digitale Schnittstelle (beispielsweise USB), die zu deinem Computer kompatibel ist. Achte auch darauf, dass die Systemanforderungen nicht die Fähigkeiten deines Computers übersteigen. Die meisten Audiointerfaces erfordern spezielle Treibersoftware; sieh vor dem Kauf auf der Website des Herstellers nach, ob es eine Treiberversion für dein Betriebssystem gibt.

WELCHE COMPUTERSCHNITTSTELLE IST DIE RICHTIGE?

USB 2.0 ist die am weitesten verbreitete Schnittstelle für Computerperipherie, sowohl beim Mac als auch bei Windows PCs. USB 2.0 ist nach heutigen Maßstäben nicht besonders schnell, aber die Bandbreite genügt vollauf für kleine bis mittlere Audiointerfaces.

Thunderbolt ist eine sehr schnelle, innovative Schnittstelle, die jedoch nur auf der Macintosh-Plattform verbreitet ist. Außerdem ist Thunderbolt recht teurer; schon ein Kabel kostet 40-50 Euro. Und Thunderbolt-Audiointerfaces kommen gewöhnlich ohne Kabel!

FireWire ist inzwischen überholt und für Neuerwerbungen nicht empfehlenswert.

USB 3.0: Festplatten mit USB 3.0 gibt es schon einige Jahre, aber USB-3.0-Audiointerfaces kommen gerade erst auf den Markt. USB 3.0 ist viel schneller als USB 2.0, aber gerade in der Anfangszeit muss man auf Kompatibilitätsprobleme gefasst sein.

Wenn du Schwierigkeiten hast, dich für eine Schnittstelle zu entscheiden, nimm USB 2.0. Audiointerfaces mit USB 2.0 Schnittstelle sind am weitesten verbreitet und nicht zuletzt deshalb die preisgünstigste Lösung.

Wichtig: USB 2.0 Audio Interfaces funktionieren nicht immer optimal an USB 3.0 Ports (die üblicherweise blau gekennzeichnet sind). Theoretisch besteht Abwärtskompatibilität, aber in der Praxis ist diese nicht immer gegeben. Zumindest auf der Windows-Plattform; die USB 3.0 Ports an neueren Macintosh Computern bereiten normalerweise keine Probleme.

Vorsicht bei Bus Powering: Manche Audiointerfaces haben weder ein eingebautes Netzteil noch ein Steckernetzteil zur Stromversorgung. Stattdessen ziehen sie ihren Strom vom angeschlossenen Computer über das Schnittstellenkabel. Das nennt man Bus Power.

Auf den ersten Blick scheint das eine praktische Lösung, doch sie hat triftige Nachteile. Bus Power, insbesondere bei USB 2.0, liefert nicht besonders viel Energie. Dadurch wird Stromsparen zur höchsten Priorität, was häufig Einschränkungen in der Audioqualität zur Folge hat.

Außerdem liefern Audiointerfaces mit Bus Powering nur selten korrekte P48 Phantomspeisung. Häufig ist die Spannung zu niedrig und/oder die Stromstärke nicht ausreichend, um ein Kondensatormikrofon korrekt zu betreiben. Das kann zu Nebengeräuschen und/oder Beeinträchtigungen der Klangqualität führen. Wir raten daher zu Audiointerfaces, die über eine eigene Stromversorgung verfügen.

Nun hast du also ein Mikrofon und ein Audiointerface. Wie’s weitergeht, erfährst du in unserem Tutorial „So verbindest du dein Mikrofon mit dem Audiointerface“

USB-MIKROFONE UND USB-ADAPTER

Wie du vielleicht gesehen hast, gibt es Mikrofone die mit einem USB-Anschluss daher kommen. Technisch gesehen, handelt es sich bei einem solchen USB-Mikrofon um ein Mikrofon mit eingebautem USB-Audiointerface. Das ist zwar eine einfache Lösung, Studioqualität darf man jedoch nicht erwarten. Das lässt sich schon am Preis ablesen: Ein USB-Mikrofon kostet gewöhnlich 100-200 Euro. Das ist weniger als ein gutes Studiomikrofon kostet und weniger als man für ein gutes Audiointerface ausgeben muss. Von daher kann keine der Komponenten sehr hohe Qualität aufweisen.

USB-Mikrofone wurden für einfache Aufgaben entwickelt, wie beispielsweise Podcasts. Für raffiniertere Aufnahmen sind sie nicht zu gebrauchen. So kann man beispielsweise keine Stereoaufnahme mit zwei USB-Mikrofonen machen, denn die Recording-Software gestattet es nicht zwei Treiber gleichzeitig auszuwählen. Selbst wenn man es schafft, dieses Hindernis zu umschiffen (etwa durch ein „aggregate device“), sind die Clocks der beiden Mikrofone nicht synchronisiert, was zu Versatz zwischen den beiden Kanälen führt. Auch das Monitoring ist nur unzureichend. Beim Aufnehmen von Overdubs muss man die bereits aufgenommen Spuren sowie die neu aufzunehmende Signal gleichzeitig hören. Einige USB-Mikrofone verfügen zwar über einen Kopfhörerausgang, dennoch bleiben die Monitoring-Funktionen rudimentär, und es kann maximal ein Sänger/Instrumentalisten gleichzeitig aufgenommen werden. Lautsprecherwiedergabe ist überhaupt nicht vorgesehen.

Etwas seltener sind USB-Adapter für Studiomikrofone. Diese Lösung ist etwas besser, da zumindest ein hochqualitatives Mikrofon verwendet werden kann. Dessen Potenzial schöpft ein USB-Adapter aber nicht voll aus. Genau wie bei USB-Mikrofonen, sind Stereoaufnahmen praktisch unmöglich, und das Monitoring ist stark eingeschränkt. Auch die Klangqualität kann mit einem besseren Audiointerface nicht mithalten. Technisch gesehen, handelt es sich bei einem solchen USB-Adapter um ein speziell angepasstes USB-Audiointerface mit Bus Powering; zu Preisen um 100 Euro sollte man keine Studioqualität erwarten.