Das Neumann M 49 gehört ohne Frage zu den ganz großen Mikrofonlegenden. Sein unvergleichlich voller, seidiger Klang ist bis heute unerreicht. Stars wie Barbra Streisand, Neil Diamond und Huey Lewis kauften sich gar ihr eigenes M 49, um ihre Stimme in jedem Studio stets bestmöglich zur Geltung zu bringen. Dabei wurde das M 49 gar nicht speziell für Gesangsaufnahmen entwickelt, sondern als Universalmikrofon.
Initiiert wurde seine Entwicklung vom Rundfunk. Bis Ende der 1940er musste zum Wechsel der Richtcharakteristik das Mikrofon ausgetauscht werden oder zumindest der Kapselkopf. Das änderte sich erst 1949 mit der Einführung des Neumann U 47, das als erstes Mikrofon zwischen Nieren- und Kugelcharakteristik elektrisch umgeschaltet werden konnte. Der Rundfunk wünschte sich ein Mikrofon, das noch weiter ging und stufenlos von Kugel über Niere bis zur Achtercharakteristik geregelt werden konnte. Darüber hinaus sollte das Richtverhalten von der Tonregie aus fernumschaltbar sein. Das war nicht nur bequem, sondern erlaubte die Wahl der am besten geeigneten Richtcharakteristik unter optimalen Abhörbedingungen. Ein großer Vorteil, wenn man, wie damals üblich, selbst große Klangkörper wie Orchester und Big Bands mit nur wenigen Mikrofonen abbilden musste. Gleichzeitig versprach sich der Rundfunk eine Vereinfachung des Gerätebestands, denn dieses kompromisslose Universalmikrofon würde nahezu alle denkbaren Anwendungen abdecken.
Erste Prototypen entstanden beim Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) unter der Regie von Dr. Herbert Großkopf. Sein Patent zur stufenlos umschaltbaren Richtcharakteristik sicherte sich Neumann und produzierte ab 1951 das M 49.
Dank seiner revolutionären Technik und seines ausgeglichenen Klangbilds in allen Richtcharakteristiken konnte sich das M 49 mühelos neben dem erst zwei Jahre zuvor eingeführten U 47 behaupten, obwohl das M 49 deutlich teurer war. Kein anderes Neumann-Mikrofon der Röhren-Ära wurde länger hergestellt: ganze 20 Jahre, von 1951 bis 1971; letzte Exemplare wurden bis Mitte der 70er verkauft. Bis heute gehört das M 49 zu den gefragtesten Studiomikrofonen, insbesondere für Gesangsaufnahmen.
Masterwork in Progress Das M 49 wurde in verschiedenen Versionen hergestellt.
- Die Ur-Version verwendete eine speziell für Mikrofonanwendungen entwickelte Röhre der Firma Hiller, die MSC2.
- Ab 1954/55 wurde die Hiller-Röhre durch eine rauschärmere, ebenfalls speziell für Mikrofone entwickelte Röhre AC701 der Firma Telefunken ersetzt.
- 1957 erschien das M 49 b mit einem neuen Ausgangsübertrager (BV11) und einigen Schaltungsänderungen. So konnten Verzerrungen reduziert und die Empfindlichkeit erhöht werden. Zusätzlich gab es nun einen internen Schalter, um die hintere Membran zu deaktivieren, sodass das M 49 mit fester Nierencharakteristik arbeitet. Dadurch erhöht sich der Rauschabstand um ca. 3 dB.
- Ab 1958 (Seriennummer 1600) wurde die verbesserte, besonders klingarme Röhre Telefunken AC701k verbaut.
- Etwa im gleichen Zeitraum wurde die ursprünglich verwendete M7-Kapsel durch die verbesserte Version K 49 ersetzt. Akustisch sind beide Kapseln nahezu identisch. Die K 49 bietet fertigungstechnische Vorteile, die eine bessere Symmetrie des vorderen und hinteren Systems gewährleistet. Zudem ist das Membranmaterial der K 49 viel langlebiger als das zuvor verwendete PVC, das mit den Jahren brüchig wird.
- 1964 folgte das M 49 c mit weiteren Schaltungsänderungen. Durch die Umstellung der Röhrenbetriebsart von „Fixed Bias“ zu „Self-Bias“ konnte das Rauschen nochmals reduziert werden. Dies war und ist die beliebteste Revision; viele ältere Exemplare wurden auf die Schaltungsvariante c umgerüstet.
Parallel wurde ab 1961 eine spezielle Broadcast-Version hergestellt. Das M 249 verwendet statt des Bajonett-Steckers einen HF-dichten 7-Pol-Tuchel-Steckverbinder. Auch hier gibt es verschiedene Revisionen:
- Das M 249 (ohne Suffix) wurde nur von Oktober bis November 1961 hergestellt.
- Das M 249 b ab November 1961 entspricht technisch dem M 49b
- Das M 249 c ab 1964 entspricht dem M 49c
Das M 49 V im Vergleich zu seinen Vorgängern