SO SCHLIESST DU DEIN MIKROFON ANS AUDIO-INTERFACE AN

Tipps für Einsteiger (2)

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SO SCHLIESST DU DEIN MIKROFON ANS AUDIO-INTERFACE AN

Mikrofone liefern üblicherweise recht geringe Ausgangspegel. Deshalb benötigt ein Mikrofon immer einen Vorverstärker (engl. preamp), der den niedrigen Mikrofonpegel auf Line-Pegel-Niveau anhebt. Üblicherweise verfügen Audio-Interfaces bereits über eingebaute Mikrofonvorverstärker, mit denen man gleich loslegen kann. Später kann man immer noch einen externen Preamp erwerben, um bessere Klangqualität zu erzielen. Aber fürs Erste besteht keine Notwendigkeit in den Laden zu rennen.

DER RICHTIGE EINGANG

Die heutigen Audio-Interfaces kommen oft mit so genannten Combo-Buchsen. Das sind zwei Steckverbinder in einem: Der äußere Teil bildet eine XLR-Buchse, und das Loch in der Mitte nimmt Klinkenstecker entgegen. Das Folgende ist extrem wichtig: Nur der XLR-Teil ist für Mikrofone gedacht, die Klinkenbuchse ist entweder für Line-Signale oder für Instrumente (Gitarre/Bass), aber niemals für Mikrofone!

Beim Kauf eines Mikrofonkabels sollte man daher unbedingt darauf achten, dass es an beiden Enden einen XLR-Steckverbinder hat (male/female). Manche Händler verkaufen „Mikrofonkabel“, die auf einer Seite einen Klinkenstecker haben – die kann man vielleicht für Karaoke verwenden, aber nicht im Homestudio. Stöpselt man nämlich ein Mikro via Klinkenstecker ins Audio-Interface, funktioniert es entweder überhaupt nicht oder es kommt zu übermäßigem Rauschen. Den Mikrofoneingang kann man, wie angesprochen, nur über die XLR-Buchse erreichen.

STROMVERSORGUNG FÜR KONDENSATORMIKROFONE

Kondensatormikrofone verfügen über eine interne Mikrofonelektronik, die eine Stromversorgung benötigt. Der internationale Standard ist P48 Phantomspeisung (engl. phantom power) – eine Neumann-Erfindung, übrigens. Praktisch jeder Mikrofoneingang heutzutage ist mit Phantomspeisung ausgestattet. Man muss lediglich den entsprechenden Knopf drücken, der meist mit „P48,“ „48V“ oder „phantom power“ beschriftet ist. Manchmal gibt es einen globalen Schalter für alle Mikrofoneingänge gleichzeitig, teurere Geräte verfügen oft über separate Schalter für jeden Eingang. Manche Audio-Interfaces haben gar keinen Hardware-Schalter, sondern die Phantomspeisung muss über die Steuersoftware aktiviert werden.

VORSICHTSMASSNAHMEN

Generell sollte man immer zuerst die Kabel anschließen und danach erst die Phantomspeisung einschalten. Beim Abbau dann umgekehrt: erst P48 ausschalten, dann abkabeln. Kabel einstecken oder herausziehen, während die Phantomspeisung aktiviert ist, kann zu Schäden am Mikrofon und/oder Preamp führen. Außerdem sollten sich keine Geräte zwischen dem Mikro und dem Vorverstärker befinden, denn sie würden die Phantomspeisung blockieren (und eventuell selbst Schaden nehmen). Außerdem erwarten Effektgeräte und Dynamikprozessoren satten Line Pegel; sie gehören also hinter den Mikrofonvorverstärker. Auch eine Patchbay sollte man nicht für Mikrofonsignale verwenden. Das Mikrofon sollte immer direkt mit dem XLR-Mikrofoneingang verbunden werden.

SCHADET PHANTOMSPEISUNG DYNAMISCHEN MIKROFONEN?

Dynamische Mikrofone, d.h. Tauchspul- und Bändchenmikrofone, benötigen keine Phantomspeisung (mit Ausnahme der seltenen Aktiv-Bändchenmikrofone). Was aber, wenn man dynamische Mikrofone und Kondensatormikros gleichzeitig verwenden möchte und sich die Phantomspeisung nur global für alle Inputs schalten lässt? Das ist eigentlich kein Problem. Solange alles korrekt verkabelt ist, hat die Phantomspeisung keinerlei Auswirkungen auf dynamische Mikrofone. Um ganz sicher zu gehen, ist es dennoch ratsam, darauf zu achten, dass Bändchenmikrofone nicht mit Phantomspeisung in Berührung kommen. Zwar sollte die Phantomspeisung auch auf Bändchenmikrofone keine Auswirkungen haben, aber da diese so zerbrechlich konstruiert sind, bleibt kaum Spielraum für irgendwelche Kabeldefekte oder Bedienungsfehler. Das Mikrofonkabel versehentlich einzustecken oder abzuziehen, während die Phantomspeisung aktiviert ist, könnte ein Bändchenmikrofon bereits beschädigen. Bei Tauchspulmikrofonen muss man solche Bedenken weniger haben.

WAS GENAU IST PHANTOMSPEISUNG UND IST SIE GEFÄHRLICH FÜR MENSCHEN?

Studiomikrofone haben einen symmetrischen Ausgang mit drei Pins: a-Leiter, b-Leiter und Masse (engl. hot, cold, ground). Das Audiosignal liegt zwischen a- und b-Leiter. Die Masse ist mit dem Kabelschirm verbunden. Die Phantomspeisung ist eine Gleichspannung, deren Pluspol mit beiden Signaladern verbunden ist. Folglich gibt es keine Spannungsdifferenz zwischen den Signaladern, und genau deshalb spricht man von Phantomspannung: Sie ist da und doch nicht. Sie existiert nur zwischen den Signaladern und Masse aber nicht zwischen den beiden Signaladern. Ein dynamisches Mikrofon kann sie nicht „sehen“, da sein Schallwandler nur mit den beiden Signaladern verbunden ist.

P48 Phantomspeisung arbeitet mit einer Spannung von 48 Volt (+/– 4 Volt). Klingt gefährlich, ist es aber nicht wirklich. Die Spannungsversorgung ist nämlich nicht direkt mit den Signaladern verbunden, sondern über recht große Widerstände (6,8 Kiloohm), die den Strom auf ein ungefährliches Maß begrenzen. In den Mund sollte man aber einen Mikrofonsteckverbinder niemals nehmen. Schon eine 9-Volt-Batterie kann potenziell gefährlich sein, wenn man sie an die nasse Zunge hält. Nicht für gesunde Menschen, aber für Träger von Herzschrittmachern oder bei schweren Herzerkrankungen.