Exklusive Neumann Produkte & Merchandise mit kostenlosem Versand in unserem Webshop

Mehr

Was ist der beste Schutz gegen Poppgeräusche?

MIKROFON-BASICS (7)

For optimal protection, the pop screen shouldn’t be too close to the mic.

WAS IST DER BESTE SCHUTZ GEGEN POPPGERÄUSCHE?

Studiomikrofone sind meist recht empfindlich für Popplaute, d.h. jene „explosiven“ Geräusche, die auftreten können, wenn bestimmte Sprachkonsonanten wie P oder B ungebremst auf die Membran treffen. Was kann man dagegen tun?

POPPSCHIRM VS. WINDSCHUTZ

Viele Anwender reden von einem Poppschutz, wenn sie eigentlich einen Windschutz meinen. Ein Windschutz ist ein Überzug für den Mikrofonkorb, meistens aus Schaumstoff. Wie die (richtige) Bezeichnung schon sagt, dient ein solcher Schaumstoffüberzug dem Schutz vor Wind; seine Hauptanwendungsgebiete liegen daher im Bereich Open Air Konzerte und Außenaufnahmen.

Mitunter verwendet man einen Windschutz aber auch im Studio als Schutz gegen Popplaute, d.h. Geräusche, wie sie entstehen, wenn ein Sprachkonsonanten wie P oder B aus kurzer Distanz auf die Mikrofonmembran treffen. Phonetiker nennen diese Konsonanten „Plosiva“ oder „Explosivlaute“, denn sie werden gebildet, indem man ein im Mund angestautes Luftvolumen stoßartig austreten lässt. Wenn dieser Luftstoß auf die empfindliche Membran trifft, klingt das tatsächlich wie eine Explosion.

Solche Popplaute können eine Aufnahme ruinieren, denn oft sind sie nachträglich nicht mehr zu reparieren. Solange es sich nur um einen ganz leichten „Popp“ handelt, kann man ihn weniger hörbar machen, indem man mit einem Low Cut Filter die Bässe beschneidet. Bei heftigeren Poppgeräuschen wird jedoch das gesamte Signal verzerrt, was sich nachträglich nicht mehr beheben lässt. Deshalb sollte man schon bei der Aufnahme darauf achten, dass es gar nicht erst zu solchen Artefakten kommt. Ein Windschutz mag wie ein guter Schutz gegen Popplaute aussehen, in der Praxis erweist er sich jedoch als wenig effizient. Er wurde ja auch gar nicht dafür entwickelt, sondern als Schutz gegen Windgeräusche.

Poppschirme, auch Poppfilter genannt, sind spezielle Schutzvorrichtungen gegen Popplaute. Üblicherweise bestehen sie aus einem Ring, der zwei Lagen sehr dünnen Stoff hält. In den 70ern und frühen 80ern bauten sich viele Studios ihre eigenen Poppschirme aus einem Drahtbügel und einem Fetzen Nylonstumpfhose (zu sehen u.a. im Video zum Benefizsong „USA for Africa“). Heute besteht keine Notwendigkeit mehr, auf Bastellösungen zurückzugreifen, denn inzwischen werden von zahlreichen Firmen professionell aussehende Poppschirme angeboten, z.T. auch schon für kleines Geld. Neben besagten Poppschirmen mit Nylonstoff, gibt es auch welche aus Metallgeflecht bzw. perforierten Blechen. Ob diese besser klingen bzw. klangneutraler sind, ist jedoch umstritten.

Fakt ist, dass ein Poppschirm viel effektiver gegen Popplaute schützt als ein Schaumstoff-Windschutz. Letztere dämpfen außerdem hörbar die Höhenwiedergabe, während Poppschirme den Klang weit weniger beeinflussen.

POPPSCHIRME IN DER PRAXIS

Für optimale Ergebnisse sollte der Poppschirm mindestens 10 cm vom Mikrofon entfernt sein. Außerdem ist sinnvoll, den Poppschirm leicht anzuwinkeln, damit eventuelle Klangreflexionen vom Schirm nicht wieder zur Kapsel zurückgeworfen werden. Solche Reflexionen können nämlich zu so genannten Kammfiltereffekten führen, die das Klangbild – besonders im Bereich der Zischaute – künstlich erscheinen lassen. Kammfiltereffekte klingen ein wenig wie ein statischer Flanger-Effekt.

Im Allgemeinen klingen große Poppschirme transparenter als kleine, da der äußere Ring, der den Nylonstoff hält, ebenfalls Reflexionen hervorrufen kann. Je größer der Ring, desto weiter ist er von der Kapsel entfernt, und desto weniger macht er sich klanglich bemerkbar.

KLANGBEISPIELE

00:00
  • Without any protection
  • Without a pop screen, low cut activated on the mic
  • Windscreen (audible treble loss)
  • With a pop screen

NATÜRLICHE VERHÜTUNG

Manche Sänger mögen es nicht, durch mehrere Lagen „Damenstrumpfhose“ zu singen. Es ist durchaus möglich, Gesang auch ohne einen Poppschirm aufzunehmen, doch es erfordert gute Technik. Zum einen kann man die Aufstellung des Mikrofons entsprechend anpassen, d.h. das Mikro hängend positionieren und es in einem leichten Winkel von oben auf den Mund des Sängers bzw. der Sängerin auszurichten. Das erfordert allerdings ein hohes, sehr standfestes Mikrofonstativ. Auch der Sänger bzw. die Sängerin muss mithelfen, indem er/sie Acht gibt, die kritischen Konsonanten nicht direkt ins Mikro zu singen, sondern daran vorbei. Das kann allerdings einem wirklich emotionalen Gesangsvortrag im Wege stehen.

FAZIT

Ein Poppschirm ist ein sehr viel besserer Schutz gegen Popplaute als ein Schaumstoff-Windschutz. Auch wenn erfahrene Sänger mit guter Mikrofontechnik ohne einen Poppschirm auskommen können, macht er doch allen Beteiligten das Leben deutlich leichter. Der Sänger bzw. die Sängerin kann sich ganz der Gesangsperformance hingeben, statt auf Ps und Bs zu achten, während der Aufnahmetechniker (möglicherweise dieselbe Person) sich darauf konzentrieren kann, einen guten Sound und den richtigen Pegel einzustellen.