Abgesehen von den Grund-Richtcharakteristiken Kugel, Niere und Acht, gibt es noch diverse Varianten der Nierencharakteristik. Die bekanntesten sind Breitniere und Super- bzw. Hyperniere.
Breitniere ist eine Mischung aus Kugel- und Nierencharakteristik, d.h. eine weniger stark gerichtete Form der Niere. Breitniere eignet sich ausgezeichnet für Akustikgitarre und kleine Gesangsgruppen.
Super- und Hyperniere sind Richtcharakteristiken zwischen Niere und Acht. D.h. sie sind noch stärker auf frontalen Schall fokussiert als die „normale“ Nierencharakteristik, aber rückwärtiger Schall wird nicht ganz so stark unterdrückt. Das Maximum der Schallunterdrückung liegt hinten links und hinten rechts, d.h. in etwa 110-125 Grad zur Aufnahmeachse. Das kann beispielsweise auf der Bühne sehr nützlich sein, wenn man die Stage-Monitore entsprechend positioniert. Hyperniere ist aber auch toll für Schlagzeugaufnahmen, beispielsweise, um bei der Snare-Abnahme möglichst wenig Übersprechen von der HiHat mit aufzunehmen.
Die Richtwirkung eines Mikrofons hat auch Auswirkungen auf den so genannten Nahbesprechungseffekt (auch Naheffekt genannt); dieser führt dazu, dass die Bässe umso stärker werden, je näher man das Mikrofon zur Schallquelle positioniert. Der Nahbesprechungseffekt ist das, was den Radiosprecher wie Barry White klingen lässt. Er kann aber auch die Sprachverständlichkeit beeinträchtigen und dazu führen, dass die Lead Vocals sich mit den Bass-Instrumenten überschneiden. Am stärksten ist der Nahbesprechungseffekt bei Mikrofonen mit Achtercharakteristik. Bei Nierenmikrofonen ist er immer noch recht stark ausgeprägt. Mikrofone mit Kugelcharakteristik haben dagegen überhaupt keinen Nahbesprechungseffekt.
KLANGBEISPIELE